Liza ruft! – Filmveranstaltung zum 08. Mai

Das Aktionsbündnis solidarisches Salzwedel zeigt einen Dokumentarfilm über das Leben einer jüdischen Partisanin in Litauen

Anlässlich des Tag der Befreiung vom Faschismus zeigt das Aktionsbündnis solidarisches Salzwedel den politischen Dokumentarfilm „Liza ruft!“ der das bewegte Leben der jüdischen Partisanin Fania Brantsovskaya nachzeichnet. Im Gespräch mit Fania Brantsovskaya, ihren Angehörigen und Weggefährt*innen schafft „Liza ruft!“ das intime und lebendige Bild einer beeindruckenden Frau, die beides ist: ein Opfer von fortwährender Verfolgung ebenso wie eine unermüdliche und streitbare Akteurin im Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit.

Wir haben den Regisseur und Produzenten Christian Carlsen für ein Gespräch nach dem Film zu Gast.

Wann & Wo?

Montag 08. Mai, Eskadron Salzwedel, Dämmchenweg 41

Einlass 18:00, Filmstart 18:30

Eintritt frei (Spende willkommen) Corona: Bitte getestet kommen!

Hintergrund zur Protagonistin

Fania Yocheles-Brantsovskaya

Fania Yocheles-Brantsovskaya war 19 Jahre alt, als die Wehrmacht am 24. Juni 1941 in ihrer Heimatstadt Vilnius einfiel, die bis dahin als „Jerusalem Litauens“ galt. Fania wurde mit ihrer Familie ins Ghetto getrieben, musste Zwangsarbeit leisten und wurde Zeugin der „Aktionen“, in deren Folge die Deutschen und ihre litauischen Kollaborateure 70 000 jüdische Männer, Frauen und Kinder im nahen Ponar erschossen. Sich der deutschen Vernichtungspläne bewusst, schloss sich Fania der jüdischen Widerstandsgruppe Fareinikte Partisaner Organisatzije (FPO) an. „Liza ruft!“ wurde die Losung für ihren Kampf. Kurz bevor die Deutschen das Ghetto liquidierten, entkamen die FPO-Mitglieder und schlossen sich der sowjetischen Partisan_innenbewegung in den nahen Wäldern an. Fania führte Sabotagemissionen aus und beteiligte sich an der Befreiung von Vilnius durch die Rote Armee.

Obwohl die Deutschen mithilfe ihrer litauischen Handlanger ihre gesamte Familie ermordet hatten, blieb Fania in ihrer Heimat und beteiligte sich an deren Wiederaufbau unter kommunistischer Führung. Nach dem Tod ihres Ehemanns, den sie im Kampf kennengelernt hatte, und dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurden ihr die Erinnerung an den Holocaust und die Würdigung des jüdischen Widerstands zur Lebensaufgabe.

Brachte ihr das im Ausland Anerkennung, wurde sie in ihrer Heimat zur Zielscheibe von nationalistischen und antisemitischen Gruppierungen. Nachdem lokale Medien die Memoiren ihrer Freundin Rachel Margolis ausgeschlachtet hatten, die Fanias Teilnahme an der Zerstörung von Kaniūkai erwähnen – ein Dorf, das die sowjetischen Partisan_innen bekämpft hatte – ließ die Staatsanwaltschaft die damals 86-jährige Fania wegen der mutmaßlichen Beteiligung an Kriegsverbrechen vernehmen. Erst auf internationalen Druck wurden die Ermittlungen auf Eis gelegt. Daraufhin begann die litauische Politik, Fanias Potential als diplomatisches Aushängeschild zu entdecken und sie zu vereinnahmen.

Fanias Engagement ist seither eine Gratwanderung: einerseits drohen die Entpolitisierung ihrer Gedenkarbeit und eine Entfremdung von ihren Weggefährt_innen, anderseits läuft sie ständig Gefahr, neue antisemitische Angriffe und eine Wiederaufnahme des Ermittlungsverfahrens zu provozieren.

Mehr Infos unter: www.lizaruft.com

Hinweise zur Veranstaltung

Ausschlussklausel: Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die extrem rechten Parteien oder Organisationen angehören, der rechten Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische, verschwörungs-ideologische oder menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind oder der sogenannten Querdenken-Szene zuzurechnen sind den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder sie von dieser auszuschließen.

Corona: Wir bitten alle Gäste einen Corona-Selbsttest zu machen! Testmöglichkeit auch gegen Spende am Einlass.